Transfererfahrung des Kompetenznetzwerks Demokratieförderung in der beruflichen Bildung
Als Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) betrachten wir Transfer als kontinuierlichen Prozess, den wir konzeptionell planen, in mehreren Schritten weiterentwickeln und in Projekten erproben. Qualität entsteht vor Ort und in der Praxis. Deshalb ist der Transfer in die jeweiligen Handlungsfelder der Akteur:innen zentral. In unseren fünf Transferprojekten arbeiten wir mit verschiedenen Akteur:innen aus der schulischen und außerschulischen pädagogischen Praxis, aus der Verwaltung sowie mit Multiplikator:innen in der Demokratiebildung zusammen. Unser Ziel ist es, die Qualitätskriterien für kooperative Demokratiebildung in die Praxis und in Regelstrukturen zu transferieren.
Ein Transferprojekt haben wir gemeinsam mit dem Kompetenznetzwerk Demokratieförderung in der beruflichen Bildung umgesetzt. Im Projekt ging es darum, Qualitätskriterien für die Zielgruppe Berufsschule zu entwickeln. Im Interview mit uns geben Dr. Klaudia Tietze, Mach' meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Rassismus e.V., Christiane Grinda, Bildungsreferentin in der Jugendbildung, vom DGB-Bildungswerk, und Mike Peukert, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Minor - Projektkontor für Bildung und Forschung – alle Teil des Kompetenznetzwerks - Einblick in ihre Transfererfahrung.
DKJS: Welche Bedeutung hat Transfer in der heutigen Zeit, insbesondere für die Demokratiebildung?
Klaudia Tietze, Christiane Grinda und Mike Peukert: Aus unserer Perspektive bedeutet Transfer in der Demokratieförderung, dass erfolgreiche Erfahrungen, Ansätze und Methoden aus Projekten in reguläre Strukturen übertragen werden. Unserer Auffassung nach endet dies nicht mit einer einmaligen Übertragung. Wir sehen es als notwendig an, dass demokratische Werte und Praktiken kontinuierlich und umfassend verankert werden. Aus unserer Sicht ist es hilfreich, wenn die Regelstrukturen offen für den fortlaufenden Transfer und die Implementierung neuer Erfahrungen und Methoden bleiben. So kann aus unserer Sicht eine stetige Verbesserung der Ansätze und Methoden erfolgen.
Ihr habt ein Transferprojekt mit der DKJS zu den Qualitätskriterien für kooperative Demokratiebildung durchgeführt. Was versteht ihr unter Transfer?
Für uns bedeutet Transfer, dass demokratische Werte und Praktiken in der beruflichen Bildung nur dann effektiv und umfassend verankert werden können, wenn eine wechselseitige Weitergabe und Annahme neuer Erfahrungen, Wissens und Methoden stattfinden.
Welchen strukturellen Herausforderungen seid ihr im Transferprojekt begegnet?
Unserer Erfahrung nach können unterschiedliche institutionelle Rahmenbedingungen und Organisationsstrukturen an den Lernorten der beruflichen Bildung (Ausbildungsbetrieb, berufsbildende Schule, Lernorte im Übergangssystem) die Implementierung neuer Ansätze erschweren. Zum Beispiel kann ein Demokratieförderprogramm in einer Berufsschule eines Bundeslandes erfolgreich umgesetzt werden, während es in einem anderen Bundesland oder in einer anderen Institution, wie in einer Berufsvorbereitungsmaßnahme (BvB) auf Widerstände stößt. Zudem haben wir den Eindruck, dass oft weder ausreichende finanzielle Mittel noch qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen, um die Transferprozesse wirkungsvoll zu gestalten.
Wie kann Transfer in der Demokratiebildung wirksam gelingen?
Aus unserer Sicht gelingt der Transfer durch den Aufbau von Netzwerken und Plattformen, die den Austausch bewährter Praktiken und Erfahrungen ermöglichen. Auch halten wir es für notwendig, dass die beteiligten Akteure kontinuierlich fortgebildet und unterstützt werden, um ihre Kompetenzen zu stärken. Unserer Meinung nach ist es wichtig, die Methoden flexibel an spezifische Bedürfnisse anzupassen. Die Förderung der Zusammenarbeit und des Dialogs zwischen verschiedenen Einrichtungen und relevanten Stakeholdern sehen wir ebenfalls als entscheidend an.
Welche Empfehlung gebt ihr Akteur:innen der schulischen wie außerschulischen Bildung?
Wir empfehlen, offen für innovative Ansätze zu sein und diese in die eigene Praxis zu integrieren. Unserer Erfahrung nach ist die aktive Teilnahme an Netzwerken und Austauschplattformen hilfreich, um von anderen zu lernen und eigene Erfahrungen weiterzugeben. Regelmäßige Fortbildungen halten wir für wichtig, um aktuelle Entwicklungen und Methoden kennenzulernen. Wir sehen es als essenziell an, die Bedürfnisse und Perspektiven der Lernenden zu fokussieren, um demokratische Prinzipien wirksam in den Unterricht und die alltägliche Praxis zu integrieren.
Vielen Dank für das Interview!
Du interessiert dich für das Thema Transfer? Dann schau doch in unser neues Praxishandbuch Transfer. Das findest du hier: Praxishandbuch: Wie gelingt Transfer in der Demokratiebildung? | Das Reflexionstoolhttps://www.reflexionstool-demokratiebildung.de/transfer