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Mündigkeit

Mündigkeit ist seit der Aufklärung eine prägende Leitidee und Zielformel für Bildung und Erziehung. Grammes bezeichnet Mündigkeit „als Kompetenz, selbstbestimmt zu handeln sowie sich und anderen darüber Rechenschaft ablegen zu können, also den jeweiligen Standpunkt zu reflektieren (1998: 92).

„Mündigkeit schließt Kritikfähigkeit ein. Erziehung zur Mündigkeit ist für Theodor W. Adorno „eine Erziehung zum Widerspruch und zum Widerstand“ (Adorno 1970, 145). […] Unterricht in sozialwissenschaftlichen Fächern, der sich glaubwürdig der Zielformel Mündigkeit verschreibt, muss einige Mindestkriterien erfüllen. Grundsätzlich verzichtet er auch darauf, Herrschaft als legitimiert vorauszusetzen und für Leitbilder politischer, ökonomischer oder sozialer Art zu missionieren“ (Autorengruppe Fachdidaktik 2016: 15). "Für Kant basiert Mündigkeit im Sinne von Autonomie auf Vernunft; Mündigwerden als Lernen, den Verstand richtig zu nutzen, verlangt nach Bildung. Mündigkeit bezeichnet damit das Ziel der eigenen Handlungen des Menschen“ (ebd. 13).

Immanuel Kant beginnt seine „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ mit: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen des Menschen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist dies Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“

Die Autorengruppe Fachdidaktik zeigt mehrere Schwierigkeiten der Mündigkeit als Zielformel in pädagogischen Situationen auf, insbesondere wenn sie hierarchisch oder verpflichtend sind. Sie beziehen sich dabei auf den Unterricht. Die Erläuterungen können allerdings auch eine Orientierung für Projekte darstellen. Im Wesentlichen geht es einerseits um die Widersprüchlichkeit einer Lehr- und Lernsituation, die Eigenständigkeit zum Ziel einer Unterweisung und Vermittlung macht. Das geschieht in einem Herrschaftsverhältnis, das über Lehrenden und Lernende hinausgeht, die in ihrer Freiheit begrenzt sind. Andererseits betonen sie, dass Mündigkeit als Konsens erscheint, aber interpretationsoffen ist und durchaus unterschiedliche bis unvereinbare Vorstellungen enthalten und verbergen kann. Mündigkeit ist damit nicht neutral, sondern unterscheidet sich nach Theorien, Verständnissen, Werten und Interessen (14).

Mündigkeit schließt Kritikfähigkeit ein. Erziehung zur Mündigkeit ist für Theodor W. Adorno „eine Erziehung zum Widerspruch und zum Widerstand“ (Adorno 1970, 145). […] Unterricht in sozialwissenschaftlichen Fächern, der sich glaubwürdig der Zielformel Mündigkeit verschreibt, muss einige Mindestkriterien erfüllen. Grundsätzlich verzichtet er auch darauf, Herrschaft als legitimiert vorauszusetzen und für Leitbilder politischer, ökonomischer oder sozialer Art zu missionieren“ (15).


Quellen und Querverweise

  • Autorengruppe Fachdidaktik (2016), Was ist gute politische Bildung. Leitfaden für den sozialwissenschaftlichen Unterricht, 1. Auflage, Frankfurt am Main.
  • Grammes, Tilman (1998), Kommunikative Fachdidaktik. Politik, Geschichte, Recht, Wirtschaft. Opladen.