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Demokratie erleben und verteidigen

Kolumne • 15.05.2024
Peggy Eckert lehnt seitlich an eine Wand, die eine Hand liegt über dem anderen Handgelenk. Sie lächelt.
© DKJS/Paul Kuchel

Als Dresdnerin und als Standortleitung der DKJS in Sachsen blicke ich sehr besorgt auf die jüngsten Ereignisse in meiner Heimatstadt sowie alle weiteren Angriffe auf Politiker:innen. Wenige Wochen vor der Europawahl sind diese Taten auch ein Angriff auf die Demokratie. Es wird deutlich, wie wichtig es ist, Demokratie täglich zu gestalten, zu schützen und zu verteidigen. 

Gerade für Kinder und Jugendliche ist es jetzt wichtig, solche Ereignisse und grenzüberschreitende Positionen in einem Gespräch einzuordnen. Junge Menschen brauchen Gelegenheiten für die Auseinandersetzung mit eigenen und gemeinsamen Werten, aber auch geschützte Räume, um unterschiedliche Wertvorstellungen und deren Bedeutung für unsere demokratische Gesellschaft zu diskutieren. Gute zeigt auf, wie bereichernd die Pluralität ist, indem sie in Diskussionen unterschiedliche Perspektiven und Werte zu Wort kommen lässt, zugleich aber auch klar begründet, welche Positionen grenzüberschreitend sind. Sie fördert damit Demokratiekompetenzen junger Menschen und stärkt sie für politischen Aushandlungs- und Gestaltungsprozesse. 

Der Bedarf scheint aktuell größer denn je: Die aktuelle Trendstudie 2024 bescheinigt, dass junge Menschen mit den politischen Verhältnissen und der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland unzufrieden sind. Diese Unzufriedenheit stärkt das rechte Lager. Und auch die Mitte-Studie sowie die Landtagswahlen in Bayern und Hessen zeigen, Erstwähler:innen wählen seltener und tendieren aktuell dazu, sich für konservative und rechtere Parteien zu entscheiden. „Es fällt auf, wie nüchtern die Jugend in Deutschland ihre Chance einschätzt, auf das politische Leben Einfluss zu nehmen", sagt Simon Schnetzer, Jugendforscher und Studienleiter der Trendstudie 2024. Das deckt sich mit den Ergebnissen unserer u_count-Erhebunghttps://www.dkjs.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/programme/u_count_Bericht_barrierearm.pdf zum Engagement junger Menschen in Krisenzeiten. Dort stimmen 81,7 % der Befragten der Aussage „Ich denke, dass Politiker:innen die Interessen der jungen Menschen in Deutschland gut vertreten“ eher nicht oder überhaupt nicht zu. Die vielen Studienergebnisse und unsere  Erfahrungen aus der täglichen Praxis, lassen uns zu dem Schluss kommen, der Rechtruck der jungen Generation ist vor allem an der mangelnden junger Menschen an der Gestaltung ihrer Lebenswelt und ihrer Zukunft festzumachen.

Gerade jetzt braucht es ernstgemeinte Kinder- und Jugendbeteiligung auf allen Ebenen: Sie ist eine grundlegende Erfahrung, damit sich junge Menschen als handlungsfähig und selbstwirksam erleben, um mit Krisen umgehen zu können und als Persönlichkeiten und Demokrat:innen zu wachsen. Ich glaube daran: Wenn wir Kinder und Jugendliche stärken und ihnen ermöglichen, ihre Ideen einzubringen und ihr Lebenswelt aktiv zu gestalten, übernehmen sie auch in Zukunft Verantwortung für die Gesellschaft, in der sie leben wollen.

Seit über 30 Jahren setzen wir uns als Deutsche Kinder- und Jugendstiftung für gerechte Teilhabe und Beteiligungschancen ein. Es war vielleicht nie wichtiger als heute!

Autor:in

Name Autor:in

Peggy Eckert

Peggy Eckert ist staatlich anerkannte Kindheitswissenschaftlerin und hat einen Master in Kindheitsforschung. Sie leitet den Standort Sachsen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und verantwortet bundesweit das Handlungsfeld Offene Gesellschaft leben mit den Schwerpunkten , Kinder- und Jugendbeteiligung und Engagementförderung.

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