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Meine Meinung! Junge Stimmen zu Meinungsfreiheit

Zusammengefasst • 10.04.2025
schwarz-weiße Linien schlängeln sich das Bild entlang, von rechts und links sind Hände (blau, grün, lila, gelb) zu sehen. Dazu der Künstler: "Meinungen zu gesellschaftlichspolitischen Themen gehen weit auseinander"
© Illustration: Moritz Kunst

„Mein bester Freund: Ich stehe für die eine Partei, er für die andere. Wenn wir darüber reden würden, wären wir nicht mehr befreundet. [Wir] reden daher nicht mehr darüber.“

Stimme eines jungen Menschen rund um die Landtagswahlen 2024

Vor dem Hintergrund der Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen im Herbst 2024 hat die Initiative VoiceUp! mit über 100 jungen Menschen zu den Themen Demokratie, Beteiligung und Gesellschaft gesprochen. Dabei zeigt sich, dass junge Menschen insbesondere der Aspekt der Meinungsfreiheit beschäftigt. Die Ergebnisse sind in einem Berichthttps://voiceup-dkjs.de/wp-content/uploads/2025/03/VoiceUp_Junge_Stimmen_zu_Meinungsfreiheit_illustriert.pdf zusammengefasst, illustriert von Schüler:innen des Mediencollege Berlin.

Meinungsfreiheit im Fokus

Ein Thema beschäftigt die jungen Menschen im Kontext der Landtagswahlen 2024 ganz besonders: Meinungsfreiheit. Als Grundvoraussetzung für ein gutes gesellschaftliches Miteinander und Zusammenhalt braucht es aus Sicht der jungen Menschen insbesondere einen vertrauensvollen Austausch sowie einen konstruktiven Umgang mit unterschiedlichen Meinungen.

Der Bericht zeigt, wie sich junge Menschen ihre Meinung bilden, wie sie den Meinungsaustausch zu gesellschaftspolitischen Themen wahrnehmen und wie sie ihre Meinung einbringen wollen. Offener und konstruktiver Meinungsaustausch ist ein zentrales Element der Demokratie, weil dieser die Grundlage für informierte Entscheidungen und ein gesundes gesellschaftliches Zusammenleben bildet.

"Wir müssen ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen, um die Demokratie wieder neu zu beleben."

Stimme eines jungen Menschen rund um die Landtagswahlen 2024

Wie bilden sich junge Menschen eine Meinung?

Die Gespräche in VoiceUp! zeigen: Die Meinung junger Menschen ist unter anderem geprägt durch Familie, Freund:innen, die Schule aber auch durch soziale Medien. Junge Menschen haben häufig eine klare Meinung zu gesellschaftspolitischen Themen. Sie äußern jedoch auch, dass sie einen sozialen Druck verspüren, sich positionieren zu müssen.

„[Mich stört,] dass, wenn ich zu einem Thema keine Meinung habe, dass ich dann trotzdem gezwungen werde, was zu sagen. Das passiert öfters mal.“

Stimme eines jungen Menschen rund um die Landtagswahlen 2024

Wie empfinden junge Menschen den Meinungsaustausch zu gesellschaftspolitischen Themen?

Junge Menschen nehmen eine Spaltung der Gesellschaft wahr. Der herausfordernde Umgang mit unterschiedlichen Meinungen zu gesellschaftspolitischen Themen – innerhalb der Generationen und zwischen ihnen – ist ein zentrales Thema aller Gruppendiskussionen. Ein relevanter Teil der jungen Menschen sorgt sich darum, dass sie ihre eigene Meinung nicht frei – ohne schwerwiegende Konsequenzen – äußern können. Häufig wird der soziale Ausschluss bei freier Meinungsäußerung befürchtet und – nicht nur in Einzelfällen – auch erlebt.

Wie wollen junge Menschen ihre Meinungen einbringen?

Junge Menschen wollen ihre Meinung nicht nur äußern, sondern auch einbringen. Sie berichten von Beteiligungsmomenten, die sie als besonders – das heißt: nicht selbstverständlich – empfinden. Diese finden vor allem in privaten und schulischen Kontexten statt. Insbesondere im politischen Bereich wollen junge Menschen ihre Perspektive zukünftig stärker einbringen. Dabei ist es ihnen wichtig, mit ihren Standpunkten und Anliegen von Erwachsenen ernst genommen zu werden und tatsächlich Einfluss auf Entscheidungen nehmen zu können. Dafür brauchen sie passende Formate, die sie dort abholen, wo sie sind – zum Beispiel in der Schule oder online.

„Also, ich denke nicht, [dass Politiker:innen unsere Meinung verstehen], weil sonst würden sie vielleicht mal was tun und unsere Bedürfnisse und Wünsche umsetzen, anstatt die sich nur anzuhören.“

Stimme eines jungen Menschen rund um die Landtagswahlen 2024

Was können wir aus den Befragungsergebnissen für die Beteiligung von jungen Menschen lernen?

Die Befragungen zeigen: Junge Menschen wünschen sich mehr sichere Räume, um ihre Meinung zu äußern. Ein sicherer Raum bedeutet für sie, dass sie ihre Meinungen äußern können, ohne persönliche Nachteile wie eine Bewertung bzw. Ausgrenzung ihrer Person befürchten zu müssen. Hierfür braucht es insbesondere eine Moderation, die einen konstruktiven Austausch – auch zwischen Personen mit unterschiedlichen Meinungen – ermöglicht.

Als Erwachsene, die Entscheidungen treffen bzw. mit jungen Menschen zusammenarbeiten, ist es unsere Aufgabe, geschützte und moderierte Räume für Austausch zu schaffen. Um den Austausch zwischen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zu fördern, braucht es Fingerspitzengefühl, Mut und Durchhaltevermögen. Zudem müssen Erwachsene die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass junge Menschen ihre Meinung nicht nur äußern, sondern damit tatsächlich Einfluss nehmen und gestalten können. Und das am besten so früh wie möglich, denn: Demokratiebildung beginnt nicht erst in der Schule – sie kann und sollte bereits in den ersten Lebensjahren verankert werden. Kinder lernen von klein auf durch Erfahrungen, wie sie sich einbringen, mitbestimmen und Verantwortung übernehmen können. Eine gute Begleitung in diesem Prozess schafft die Grundlage für ein demokratisches Miteinander und fördert wichtige soziale Kompetenzen von Anfang an.

Über VoiceUp!

Die Initiative VoiceUp! fragt regelmäßig Kinder und Jugendliche: „Was bewegt junge Menschen in Deutschland?“ Das passiert bei Veranstaltungen, in persönlichen Befragungen – vor Ort und online – und in Formaten, die den Dialog zwischen den Generationen fördern. Und das Ganze wird gemeinsam mit denjenigen umgesetzt, um die es geht: Im Dezember 2024 ist das VoiceUp!-Jugendnetzwerk gestartet. Ein Netzwerk junger Menschen, das sich in drei AGs organisiert und aktiv die Themenauswahl, die Umsetzung der Initiative sowie die Auswertung und Präsentation der Ergebnisse mitbestimmt.

Hierhttps://voiceup-dkjs.de/wp-content/uploads/2025/03/VoiceUp_Junge_Stimmen_zu_Meinungsfreiheit_illustriert.pdf findest du den gesamten VoiceUp!-Auswertungsbericht.

Dieser Beitrag wurde vom VoiceUp!-Team verfasst. 
Kontakt: Johanna Okroi (johanna.okroi@dkjs.dehttps://www.reflexionstool-demokratiebildung.demailto:johanna.okroi@dkjs.de) und Franziska Wendt (franziska.wendt@dkjs.dehttps://www.reflexionstool-demokratiebildung.demailto:franziska.wendt@dkjs.de)

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© Illustration: Noa Frieda Löwe
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