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Und nun? Was wir jetzt tun können

Kolumne • 24.09.2024
Porträt von Peggy Eckert
© DKJS/Stefanie Loos

Uff. Durchatmen? Die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg liegen hinter uns. Doch als Standortleitung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) in Sachsen und als Demokratin blicke ich mit großer Sorge auf die Wahlergebnisse. Ja, ich hatte noch viel Schlimmeres erwartet, dennoch erschrecken die Ergebnisse so schwarz auf weiß: 30,6 % der Wähler:innen in Sachsen, 32,8 % der Wähler:innen in Thüringen und 29,2 % der Wähler:innen in Brandenburg haben die in den drei Bundesländern die als gesichert rechtsextrem bzw. in Brandenburg als rechtsextremer Verdachtsfall eingestufte Partei Alternative für Deutschland (AfD) gewählt. Ein deutlicher Rechtsruck. Immerhin ungefähr zwei Drittel der Wähler:innen machten ihr Kreuz bei demokratischen Parteien. Die Wahlergebnisse zeigen, wie tief die gesellschaftlichen Spaltungen sind und wie dringend wir uns für den Erhalt und die Stärkung unserer demokratischen Werte und für eine gerechte, vielfältige und solidarische Gesellschaft einsetzen müssen. Auch wenn wir nun Gewissheit haben über den Wahlausgang, gibt es keinen Grund zum Durchatmen.

Die Fragen, die wir uns stellen müssen, sind: Warum geben so viele Menschen in Deutschland ihre Stimme für rechte Parteien ab? Was können wir dagegensetzen? Und wie gehen wir damit um? Die Auseinandersetzung mit den Wahlergebnissen ist nicht nur eine Aufgabe für Erwachsene, sondern auch eine zentrale Herausforderung in der Demokratiebildung junger Menschen. Wenn eine Partei gewählt wird, die sagt, dass manche Menschen weniger wert sind oder dass Vielfalt eine Bedrohung ist, dann betrifft uns das alle. Schon jetzt werden junge Menschen bedroht, die sich engagieren, einfach nur, weil sie nicht rechts sind. Die Wahlergebnisse und der aufgeheizte Diskurs verstärken diese Unsicherheiten und Ängste, ganz besonders bei jungen Menschen. Sie fragen sich, ob sie in einer solchen Gesellschaft noch eine gute Zukunft haben können und noch schlimmer, ob sie ein lebenswertes Jetzt haben. Deshalb ist es so wichtig, dass wir miteinander sprechen und als Erwachsen auch wirklich zuhören.

Junge Menschen brauchen geschützte Räume, in denen sie sich mit den aktuellen politischen Entwicklungen auseinandersetzen und ihre eigenen Meinungen bilden können. Um dies zu ermöglichen, sollten wir als Pädagog:innen, Eltern und Bürger:innen stets die demokratischen Werte in den Mittelpunkt stellen. Wir müssen zeigen, wie wichtig es ist, sich gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung zu stellen und für eine diverse und solidarische Gesellschaft einzutreten. Es ist unsere Aufgabe, jungen Menschen zu zeigen, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist und dass jede:r Einzelne von uns täglich dazu beiträgt, sie zu erhalten und zu stärken. Und das auch – oder erst recht – nach den Landtagswahlen.

Auch der 17. Kinder- und Jugendbericht hebt die Notwendigkeit der stärkeren Beteiligung junger Menschen in politische und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse hervor und bescheinigt unserem Land noch immer ein signifikantes Maß an Nicht-Beteiligung. Das verstärkt die Demokratieskepsis junger Menschen.[1]https://www.reflexionstool-demokratiebildung.de#_ftn1

Wir müssen junge Menschen ermutigen und sie dabei unterstützen, ihre Stimme zu erheben und für ihre Überzeugungen einzutreten – für eine Gesellschaft, die Vielfalt schätzt und Solidarität lebt. Und wir selbst müssen jeden Tag gegen die Diskursverschiebung von rechts eintreten und uns für demokratische Werte stark machen, gerade hier im Osten. Nur so können wir dem Rechtsruck wirklich entgegentreten.

 

Quelle:

[1]https://www.reflexionstool-demokratiebildung.de#_ftnref1 Deutscher Bundestag Drucksache 20/12900 --- Bericht über die Lage junger Menschen und die Bestrebungen und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe – 17. Kinder- und Jugendbericht – und Stellungnahme der Bundesregierung (bmfsfj.de)https://www.bmfsfj.de/resource/blob/244626/b3ed585b0cab1ce86b3c711d1297db7c/17-kinder-und-jugendbericht-data.pdf, S. 56

Autor:in

Name Autor:in

Peggy Eckert

Peggy Eckert ist staatlich anerkannte Kindheitswissenschaftlerin und hat einen Master in Kindheitsforschung. Sie leitet den Standort Sachsen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und verantwortet bundesweit das Handlungsfeld Offene Gesellschaft leben mit den Schwerpunkten , Kinder- und Jugendbeteiligung und Engagementförderung.

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